Bevor ich mich nun auch in einen wohlverdienten Urlaub nach Ungarn aufmache, möchte ich eine unterhaltsame Beobachtung meines letzten wohlverdienten Urlaubs (letzte Woche) der Öffentlichkeit zum Verzehr preisgeben. Ich war in Berlin und habe mir ein sehr effektives 3-Tages-Museumsticket gekauft, also war ich drei Tage in den angesagtesten Museen der „Stadt mit dem Fernsehturm“ (Julius Fischer).
So führte mich mein Weg in den Hamburger Bahnhof, das Museum für Gegenwart (gut, das nicht Gegenwartskunst drin steht, das ließe sich leicht verwechseln). Neben der hoch gelobten, aber irgendwie am Thema vorbei schrammenden bzw. durch christliche Indoktrinierung total überinterpretierten „Schmerz-Ausstellung“ besuchte ich die Werksammlung „There is never a stop and never a finish“ zu Ehren des unlängst verstorbenen amerikanischen Künstlers Jason Rhoades. Und ich dachte, die Zeiten von Ekelkunst und dieser „einfach-mal-ausprobieren“-Konzept/Performance-Haltung seien mit Joseph Beuys gegessen. Nichts da. In fünf aufeinander folgenden Hallen wurden Werke von Künstlern inszeniert, die allesamt „dem Phänomen Trash in der bildenden Kunst seit den 1960er Jahren“ huldigten oder es bestätigten.
In der Ankündigung heißt es neben Warnungen wegen pornographischer Inhalte: „Die in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler arbeiten mit Akkumulationen von Alltagsmaterialien in greller Farbigkeit oder von verderblichen Materialien.“
Stimmt. Gab es im ersten Raum noch 20 Quader mit 30 Jahre altem Käse zu bewundern, ging es eine Art Geisterbahn des schlechten Geschmacks (über Plastikfiguren im Brötchen als Verarbeitung von 9/11, infantile Hitlergemälde mit Signierung „andy hope 1930“ bis zu Videoinstallationen mit weihnachtlichen Sagengestalten, nackter Haut und viel flüssiger Schokolade) entlang, die in einem Raum mündete, wo nichts anderes zu sehen war als drei Fernseher. Im ersten Fernseher ist der Künstler Paul McCarthy (Vorsicht, kein Beatle!) zu sehen, wie er sich seinen Penis mit roter Farbe bemalt, auf dem zweiten, gegenüberliegenden Fernseher bemalt er sich den Hintern, auf dem dritten sieht man ihn herum springen, nackt. Ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Ticket hatte, weil ich mir sonst vor Wut über die blanke Geldverschwendung sicherlich Gewalt angetan hätte. Aber geht, geht ruhig weiter in diesen Tempel des Bösen. Darüber hinaus ist die Sammlung Berggruen „Picasso und seine Zeit“ und das direkt daneben befindliche Art-Deco-Museum, sowie das Fotographie-Museum (alles in Charlottenburg) äußerst zu empfehlen sowie die gemütliche Waffeltrödelei „Kauf dich glücklich“ in einer Seitenstrasse der Kastanienallee. Schönen Sommer. Ich fahre jetzt erst einmal zu Hippie-Fest nach Budapest (dieser Reim ist nicht gewollt!).