Im Kleinen Haus des Staatsschauspiels zu sehen gibt es das Volksstück Italienische Nacht von Ödön von Horváth, inszeniert von Tilmann Köhler mit Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Die Komödie von 1931 zählt zu den Werken, in denen Horváth vergeblich vor dem Triumph des Faschismus warnte: Eine Gruppe zerstrittener Republikaner einer süddeutschen Kleinstadt möchte eine Italienische Nacht feiern. Währenddessen marschieren auch die Faschisten und veranstalten einen deutschen Tag. Während einige Republikaner zum Kampf aufrufen, möchten sich die meisten nicht bei Kartenspiel und Maskenball stören lassen. Die Parallelen zur Dresdner Gegenwart sind nicht zu übersehen und werden von der Inszenierung auch gezogen, ohne dabei aber allzu platt in politisches Gewissenstheater abzudriften. Im Mittelpunkt steht eigentlich etwas anderes, nämlich die heimliche Verwandtschaft von Republikanern und Faschisten. Dargestellt besonders an der Heuchelei, mit der republikanische Männer sich ihren Frauen gegenüber bedenkenlos zu Diktatoren aufwerfen.
Ich kann die Aufführung nur wärmstens empfehlen. Die jungen Schauspieler spielen leidenschaftlich und mit vollem Körpereinsatz. Der Auftritt eines Turn-Nazis ist nicht nur in athletischer Hinsicht einer der Höhepunkte der Inszenierung. Sie enthält außerdem die zwei Dinge, die Dresdner beim Kunstgenuss im Theater ganz und gar nicht sehen wollen: Nazis und einen Pimmel. Dementsprechend waren auch nur fünfzig Zuschauer bei der Aufführung, der ich beiwohnte. Die applaudierten am Ende aber ehrlich und sehr, sehr lange.
Die nächsten Aufführungen am 31. Mai und 19. Juni.