Am Wochenende schlenderte ich durch die Inseln im Hecht, das Stadtteilfest des Dresdner Hechtviertels. Angenehm entspannt war die Atmosphäre, glücklicherweise fehlen hier noch all die Sauftouristen aus der Provinz, die die Bunte Republik Neustadt mittlerweile fast in ein Volksfest wie jedes andere verwandeln. Hier, im „Hecht“, findet man noch jene skurrile Mischung aus alteingesessenem Proletariat und studentischer Bohème, die man in der Neustadt nur noch in einigen versteckten Hinterhöfen bewundern kann. Überhaupt: Das Viertel macht sich! Viele Kneipen, Cafés und Galerien haben sich in die noch immer nicht flächendeckend sanierten Straßenzüge geschmuggelt. Wenn sich die „Szene“ weiter so rasant von der Neustadt nach Westen aufmacht, ist sie in zwanzig bis dreißig Jahren wirklich bei mir in Pieschen angekommen.
Der inoffizielle Schlusspunkt des Festes fand am Sonntagabend im E-Zwo, der Zweigstelle des Leonardo, statt. Die Offene Bühne im Hecht, gerade erst ein Jahr alt geworden, hat sich bereits zum immer überfüllten Treffpunkt von Kleinkünstlern aller Genres entwickelt. Was Steffen Haas und der Steffen Kunath da gemeinsam auf die Beine gestellt haben, ist wirklich beachtlich.
Dass die junge Literatur- und Kleinkunstszene in Dresden im Moment einen Aufschwung erlebt, ist auch der Presse nicht entgangen. So erscheint in der nächsten Ausgabe des Kulturmagazins DRESDNER, erhältlich ab dem 30. August, ein ausführlicher „Report“, der sich mit all den erblühenden Offenen Bühnen in Dresden beschäftigt. Der lesenswerte und gut informierte Artikel von Sabine Dressler, an dem nur einige falsch geschriebene Namen stören, stellt nicht nur die Offene Bühne im Hecht vor, sondern auch das von Thomas Jurisch ins Leben gerufene Poetengeflüster im Ligner-Schloss. Und auch die größte Dresdner Veranstaltung, die ein Offenes Mikrofon für Poeten bietet, der livelyriX Poetry Slam in der scheune wird vorgestellt: Stefan Seyfarth, bekanntlich nicht nur Mitglied unserer Lesebühne sax royal, sondern auch Moderator des Poetry Slams, beantwortete gemeinsam mit dem Veranstalter Leif Greinus diverse Fragen der Journalistin. Auch kritische Bemerkungen zur fehlenden Beziehung zum offiziösen Dresdner Literaturbetrieb fielen dabei nicht unter den Tisch.
Vielen Dank für die Blumen! Aber ein paar davon gebe ich natürlich gleich gerne weiter: Ohne Stefan Seyfarth und Roman Israel gäbe es die Offene Bühne im Hecht schlicht nicht. Als wir letztes Jahr am Elbufer saßen, haben wir alle nicht geahnt, wie viel Spass wir mit diesem Baby haben werden…
Und weiterhin überhaupt nicht zu unterschätzen ist die unglaubliche Einsatzbereitschaft des Leonardo-Teams. Danke!
Das Flair des Hechtviertels sollte man aber eigentlich nicht so an die große Glocke hängen – sonst legen die Touristenbusse demnächst dort auch noch einen Stopp ein. :-)