Vor einigen Tagen ließ ich inkonsequenterweise mein neues Ertüchtigungsprogramm „Marx vor dem Einschlafen“ ausfallen, um mir den Animationsfilm Mary & Max anzuschauen. Diese Geschichte einer höchst ungewöhnlichen Brieffreundschaft zwischen einem australischen Mädchen und einem alten jüdischen Menschenfeind, der in New York lebt, ist wirklich der traurigste Knetfigurenfilm, den ich je gesehen habe. Wenn ich es mir recht überlege, ist es sogar der traurigste Film, an den ich mich überhaupt erinnern kann. Zugleich ist der Streifen aber auch außerordentlich komisch. Doch der Witz ist nur die süße Schale, die es unwiderstehlich macht, die ganze bittere Pille zu schlucken. Thema ist die Vergänglichkeit in allen ihren Schattierungen von Grau und die Vergeblichkeit der Liebe. Ich habe mir dann gleich noch den Kurzfilm Harvie Krumpet angesehen, der sich mit auf der geliehenen DVD befand. Diese Geschichte von einem polnischen Waisenkind mit psychischem Knacks, das in Australien ein Leben voller Katastrophen führt, ist fast noch schöner. Beiläufig bemerkte ich die Tatsache, dass jedes Leben zur Tragödie wird, wenn man es nur zusammengefasst in wenigen Minuten von Anfang bis Ende erzählt. Der Regisseur und Autor Adam Elliot scheint eine Vorliebe für ganz und gar anormale Helden zu haben, die von der Gesellschaft gezwungen werden, ein ganz und gar gewöhnliches Leben zu führen. Meine Lieblingsszene in Harvie Krumpet ist das überirdisch schöne Lied God is better than Football, das man sich hinter diesem Link anschauen kann, nein: muss.