Gülz schreibt auch und stellt unbequeme Fragen!

Unterhaltungsformate gibt es genug auf der Welt. Man braucht nur mal den Fernseher anzumachen, schon labern, schreien, blödeln einem Comedians irgendwas entgegen, erzählen von verkorksten Beziehungen, vom Treffen mit doofen Nachbarn, von Sex, Alkohol, vom Besoffensein und Kneipenbesuchen. Und natürlich: man lacht, lässt sich ablenken und unterhalten. Warum auch nicht? Da ist ja nichts falsches dabei. Unterhaltungsformate gibt es genug auf der Welt. Man braucht nur in irgendeinen Buchladen zu gehen und sich dort ein Romanheftchen a la „Der Truthahn hatte Krebs!“ zu kaufen und schon lassen die Kopfschmerzen nach und man entspannt sich schön. Auch daran ist absolut nichts falsches. 

Aber warum um alles in der Welt müssen wir denn genau diese Formate auf Slams und Lesebühnen kopieren und Geschichten a la „Neulich war ich bei Aldi. Das war doof!“ oder Geschichten über den Nutzen des Schadbärs in Bayern oder den Angelausflug mit Onkel Rudi vortragen? Sind wir denn verdammt noch mal zu nichts weiter in der Lage als das Publikum zu unterhalten und um seine Zuneigung zu buhlen? Warum machen wir uns so eine verdammte scheiß Mühe, um schließlich doch nichts weiter als ein schriftlich verbürgtes Comedy- oder Seifenoperplagiat zu sein?

Warum setzen wir die Mittel, die uns innerhalb der vielseitigen Poetry-Szene zur Verfügung stehen, das Brüllen, das Schlagen mit Worten, das Mitreißen, das Umwerfen nicht besser ein? Warum erfüllen wir damit nicht einen bestimmten Zweck? Warum decken wir denn nichts auf, verdammt noch mal? Warum lassen wir den unterhaltenden Text zum Selbstzweck verkommen? Warum nutzen wir ihn nur, um unsere eigene Person ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stellen und um Ruhm zu erlangen? Warum haben wir denn verdammt noch mal überhaupt nichts zu sagen, was wert ist, gesagt zu werden?

Warum begreifen wir die Bühne nicht als Chance, die uns zur Verfügung stehenden Mittel der Ironie, der Satire, der klaren Bilder und der schmetternden Sprache, so einzusetzen, dass sie auch irgendwas bewirken, einen Nutzen haben? Warum lassen wir uns von den Medien dazu hinreißen, tränenrührige Hasstiraden gegen George Bush, gegen den Menschen als Umweltsünder und gegen Hartz IV zu schreiben, ohne irgendwas damit aufgedeckt oder irgendetwas reflektiert zu haben? Und warum sagen wir denn nicht mehr dazu? Können wir nicht mehr sagen oder wollen wir es nicht? Und warum in Gottes Namen schreiben wir denn alle immer nur diese beschissnen Gurkentexte? Sind wir denn wirklich so stark vom Publikum abhängig, dass wir uns nichts anderes trauen dürfen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Schließt euch mir an! Ich bin der Gülz. Ich schreibe anders. Dafür steh ich mit meinem Namen. 

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