Unter dem Titel „Biss FM“ hat sich eine „Initiative für besseres Radio in Sachsen“, man könnte sicher auch sagen: für ein Radio in Sachsen überhaupt, gegründet. Sie fordert in einem Schreiben an die Sächsische Landesmedienanstalt, den Sächsischen Landtag und den Mitteldeutschen Rundfunk, dass endlich auch in Sachsen ein anspruchsvolles, musikalisches und politisches Jugendradio gegründet wird. Wer dieses Anliegen unterstützen will, kann die entsprechende Petition online unterschreiben.
[via Die Neustadt]
Ein öffentlich-rechtliches Jugendradio gibt es eigentlich in Sachsen – Sputnik. Und das entsprach auch mal genau der oben gegebenen Beschreibung, vor allem als es noch DT 64 hieß. Statt einer nicht realisierbaren Neugründung müsste man also nur zu alten Prinzipien zurück. Aber wer schützt dann vor einer erneuten Verflachung?
Übrigens gibt es mit Coloradio, Radio Blau und Radio T in Sachsen drei anspruchsvolle Sender, die über Internet-Stream unterdessen auch flächendeckend erreichbar sind. Allerdings nicht nur für Jugendliche. Das ist der Punkt der an der Petition, der mich am meisten stört. Soll ich als 47jähriger nur Schlager, Oldies und volksdümmliche Kacke hören? Es gibt auch Leute jenseits der 30, die noch nicht total verblödet sind!
Lieber Jens, um die Initiatoren (zu denen ich nicht gehöre) hier mal stellvertretend zu verteidigen:
Ihre Petition schlägt ja unter anderem vor, dass man Sputnik auch auf Sachsen und Thüringen ausdehnen könnte. (Eigentlich wird nämlich nur für Sachsen-Anhalt gesendet, auch wenn ihr es in Leipzig auch empfangen könnt.)
Die freien Radios sind eine tolle Sache, keine Frage, aber man wird doch nicht daran zweifeln können, dass sie mit ihren beschränkten Mitteln ein anspruchsvolles öffentlich-rechtliches Radio (wenn es denn eins gäbe!) nicht ersetzen können.
Bei der Sache mit dem Jugendwahn stimme ich dir voll zu. Aber das ist, glaube ich, ein politischer Trick der Antragsteller. Sie spekulieren darauf, dass man den großen MDR-Intendanten Udo Reiter so an sein bisher uneingelöstes, vor der Vertragsverlängerung abgegebenes Versprechen erinnern kann, ein Jugendradio für das ganze Sendegebiet einzurichten.
Micha, besser hätte ich es nicht sagen können. Unter den Initiatoren sind die meisten auch keine 18 mehr, aber einer der wichtigsten Gründe für uns ist, dass wir alle in der Jugend einen Sender hatten, der uns zu dem gemacht hat, was wir sind, ob das Fritz war, Radio Bremen 4 oder eben (bei den meisten) DT 64.
Und genauo diese Erfahrung möchten wir den Jugendlichen von heute als Alternative zu Barabra Salesch und co (TV) und der Hitparade der Mundharmonika (Radio) an die Hand geben. Für mich ein wesentlicher Punkt einer gesunden Bildungspolitik.
Natürlich können auch wie „alten“ dringend ein besseres Radio vertragen, aber wir haben eine eigene DSL Leitung, können uns Kinobesuche und Printmagazine und Bücher leisten..
Mein Geschmack und mein Interesse für Musik wurde wesentlich durchs Radio bestimmt oder
UNSEREN GESCHMACK KANN KEINER MEHR VERSAUEN – DEN DER JUGEND SCHON
so sehe ich das jedenfals. und über politische tricks haben wir auch geredet:-)
@jens, mann jens, mußt du uns mit solchen zahlen erschrecken? ich bin ja wirklich nicht schreckhaft, aber als da auf dem monitor die 47 auftauchte, schlug ich meine hände vors gesicht und schrie eine viertelstunde lang: Weiche! Weiche!… und gibt es derzeit überhaupt so etwas wie jugend? ich sehe ständig nur klone mit weißen turnschuhen, gegeltem haar und mathias reim auf den ohrhörern…
aber Udo, du bist doch wohl auch kein Teenager mehr. Jedenfalls machst du einen recht reifen Eindruck.
Und dass Sputnik in Sachsen nicht empfangbar ist, wusste ich tatsächlich nicht. Ich glaubte, es wäre im gesamten sogenannten „Mitteldeutschland“ hörbar.
@jens, …also ich werde in einigen wochen 46, das ist was völlig anderes, ich weiß nicht, in was du mich da reinziehen willst… natürlich bin ich für ein jugendradio, aber diese bezeichnung gibt doch keinen (!) anhaltspunkt über das alter eventueller hörer ab
Dass die Initiatoren vorschlagen, Sputnik einfach auf ganz Mitteldeutschland auszudehnen ist nicht ganz richtig. Es geht doch darum, für einen Radiosender nur für Sachsen zu plädieren, um die lokalen und regionalen Potentiale zu kanalisieren. Auch wenn das jetzt etwas polemisch klingt, aber was interessiert es mich, wenn ich als Dresdner im Radio höre, dass in Stendal eine Ausstellung über die musikalische Entwicklung in den 60er Jahren läuft?
Ein „expandiertes“ Sputnik würde unsere eher regionalen Bedürfnisse nicht befriedigen und wäre nicht Ziel der Initiative. Ich hoffe, dass es nicht auf diesen kleinsten gemeinsamen Nenner hinausläuft, denn für mich ist es gar kein Nenner.
@) Basti: Ich bezog mich auf folgenden Satz aus der Petition:
„Daher sollte das Format SPUTNIK entweder (mit einer eigenen Redaktion) auf Sachsen ausgeweitet, oder ein entsprechendes neues Format in Sachsen eingeführt werden.“
Dass mit „ausgeweitet“ nicht gemeint sein kann, einfach das Programm aus Sachsen-Anhalt in Sachsen auszustrahlen, sondern Programm in, über und für Sachsen zu machen, versteht sich. Aber danke für Deine Klarstellung. Wie gesagt, ich habe den Aufruf ja nur verbreiten wollen und gehöre nicht zu den Initiatoren.
^^ok, nur noch mal ganz kurz:
“Daher sollte das Format SPUTNIK entweder (mit einer eigenen Redaktion) auf Sachsen ausgeweitet,…“
das will nur klarstellen, dass es sich NICHT um ein „ausgeweitetes“ sputnik in dem sinne handeln soll, dass es – wie jetzt zB jump – ganz mitteldeutschland (auch INHALTLICH) abdeckt. eben was du als ganzes sendegebiet bezeichnet hast, da oben klang das so, als wäre ein „verjumptes“ sputnik eine option.
dass nicht das jetzige sputnik einfach so bleibt wie es ist, und nur die sendereichweite erweitert werden wird, ist mir schon klar ;)
diese sinnlosigkeit leuchtet jedem politker ein…
also kein alternativer jugendsender für mitteldeutschland, sondern für sachsen, das ist mir wichtig!
grüße basti
Warum soll es denn kein Sender für Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sein – mit Regionalstudios und entsprechenden Regionalprogrammen? Wenn es im Rahmen des MDR stattfinden soll (was ich nicht unbedingt so toll fände, aber eine andere Möglichkeit gibt es realistischerweise kaum), dann geht es doch gar nicht anders. Nicht, dass ich was für den Popanz „Mitteldeutschland“ übrig hätte, aber was unterscheidet denn die Sachsen so von den anderen Zonenbewohnern, dass sie so dringend einen ganz eigenen Sender brauchen? Mit diesem Lokalpatriotismus komme ich nicht ganz mit …
Lokalpatriotismus, um himmels willen nein!^^
eigene regionalstudios wären doch ok. aber das ist doch, um mal im beispiel zu bleiben, bei jump nicht der fall. wie oben schon gesagt, geht es darum die „regionalen bedürfnisse“ abzudecken. ich will wissen was vor der haustür vonstatten geht, und nicht in magdeburg oder gotha ;) und das ist nicht der fall man aus kostensparenden gründen nur EINEN sender einsetzt, der IN und FÜR ganz mitteldeutschland sendet.
jetzt hamma’s :o)