Roland Koch aus philosophischer Perspektive

Roland Koch (CDU) fordert die Rückkehr zur Zwangsarbeit in Deutschland: „Wir müssen jedem Hartz-IV-Empfänger abverlangen, dass er als Gegenleistung für die staatliche Unterstützung einer Beschäftigung nachgeht, auch niederwertige Arbeit, im Zweifel in einer öffentlichen Beschäftigung.“ Ein funktionierendes System der Arbeitslosenhilfe müsse auch ein „Element von Abschreckung“ enthalten. Mit anderen Worten: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.

Stellen wir uns die philosophische Frage: Darf eine Gesellschaft nicht legitimerweise für ihre Leistungen Gegenleistungen vom Individuum verlangen? Antwort: Nein. Grund: Es steht niemandem frei, sich gegen die Gesellschaft und ihren Zwang zur Lohnarbeit zu entscheiden. Die Idee vom Gesellschaftsvertrag, nach der sich die Bürger eines Staates freiwillig zur Gesellschaft zusammengeschlossen haben, ist ganz offenbar eine Fiktion. Tatsächlich hat ja niemand die Chance, eine solche Wahl zu treffen. Da es also kein wirkliches Vertragsverhältnis gibt, kann auch von Leistungen und Gegenleistungen, von Rechten und Pflichten nur im übertragenen Sinne die Rede sein. Weil kein Individuum heute mehr außerhalb der Gesellschaft existieren kann, selbst wenn es wollte, lassen sich aus der sozialen Existenz keine Verpflichtungen ableiten. Die Forderung nach Gegenleistungen läuft damit auf die schlichte Todesdrohung hinaus: Arbeite mit oder wir lassen dich verrecken. Jede Gesellschaft, auch die demokratische, beruht in letzter Instanz auf Zwang, der notfalls mit Gewalt durchgesetzt wird. Der Schleier von Zivilisation und Demokratie verdeckt diese nackte Tatsache normalerweise. Nur sehr dumme Politiker können ab und zu der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu lüften.

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1 Kommentar

  1. sowohl in der ddr als auch in der brd lautet(e) der wichtigste und einzige paragraph des gesellschaftsvertrages: „halt die klappe, mach mit!“
    und wer sich außerhalb der gruppe aufhält, bestraft sich selbst, denn er wird geselligkeit, schutz und innere wärme und wohlige gedankenbündelung des rudels vermissen… er muß nicht doppelt bestraft werden, es sei denn, dem rudel ist langweilig?

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