Mit 315 Zuschauern kratzte die Januar-Ausgabe des livelyriX Poetry Slams in der scheune gestern fast am all-time Zuschauerrekord der Veranstaltung. Stefan und ich moderierten einen Abend, der sich trotz des Handicaps der kurzfristigen Absage des Teams „Word Alert“ zum Erfolg mauserte >>>
Besonders erfreulich war schon mal die große Zahl von einheimischen Slammern, die sich vorab angemeldet hatten (möglich unter dresden[ät]livelyrix.de) oder spontan auf die Offene Liste einschrieben (möglich bis 20:30 Uhr). Sie alle schlugen sich sehr gut, René Wolf verpasste in der Vorrunde mit seiner Rede des Leiters eines Umerziehungslagers nur knapp den Einzug ins Finale. Ebenfalls aus Dresden gekommen war Moritz7, der mit modernen Dichtungen nach Art des Hoheliedes und einer Kneipengeschichte den Wettbewerb begann. Thomas Jurisch, der Organisator des Poetengeflüsters, hatte einen gar nicht grenzwertigen Text über Kannibalismus mitgebracht. Nach längerer Zeit mal wieder vor Ort war auch Andreas Paul, der wie immer politische Lyrik im Gepäck hatte, diesmal unter anderem eine Erinnerung an die scheune seiner Jugend. Uwe Gaitzsch aus Dresden schließlich hatte eine Botschaft an die Hausbesetzer mitzuteilen und erzählte von einem Kamelritt.
Aus Chemnitz nach Dresden gekommen war Martin Zerrenner, der dann auch prompt recht triste Eindrücke des Hauptbahnhofes seiner Heimatstadt präsentierte. Jens Kassner, der vor geraumer Zeit aus Chemnitz nach Leipzig geflüchtet umgezogen ist, schrammte mit seiner Typologie von Abschiedsbriefen nur knapp am Finale vorbei.
Die Zuschauer entschieden sich bei der Abstimmung nach dem Finale dann aber diesmal für drei Berliner: Julian Heun, der über die Gleichgültigkeit Gottes beim Eisessen nachdachte, Jan Koch, der noch ein zweites Leben in der Tasche hatte und schließlich Falk Dietrich, der ein neues Abenteuer aus seinem Single-Leben vorlas. Im Finale erzählte Julian dann von seiner Begegnung mit „U-Bahn-Terkan“. Und während Falk Dietrich noch ein weiteres sehr witziges Prosa-Stück auf die Bühne brachte, bewies Jan Koch mit den ruhig vorgetragenen und fast klassischen Versen eines unkonventionellen Mai-Gedichtes, das weder Lyrik noch Ernsthaftigkeit dem Sieg beim Poetry Slam im Wege stehen.
Gratulation an Jan Koch, den wir vielleicht demnächst auch beim Dresdner Song Slam wiedersehen werden.
Den nächsten Poetry Slam in der scheune gibt’s dann am 29. Februar. Reservierung oder Vorverkauf sind dringend zu empfehlen.
Ein Traum wird wahr: Jan Koch kommt zum nächten Song Slam – am 15. Februar – wieder in die Scheune!