Hunderttausende Zuschauer haben sich im Tiergarten versammelt, um der Rede des nächsten amerikanischen Präsidenten zu lauschen. Amerika-Experte Michael Bittner schaut sich das auf CNN an und wird brühwarm die laufenden Ereignisse kommentieren.
18:50 Uhr: Menschen sind zu sehen, viele Menschen. Die „Band“ Reamonn spielt. Dabei hatte sich die Welt gerade erst wieder mit Deutschland angefreundet …
19:10 Uhr: „Obama“-Sprechchöre erklingen vereinzelt. Einige Menschen haben amerikanische Flaggen mitgebracht. Ob es sich um die Junge Union oder die Antifa handelt, ist nicht auszumachen.
19:13 Uhr: Die Kamera bemüht sich, Schwarze im Publikum auszumachen.
19:15 Uhr: Die Spannung steigt. Wird es Barack Obama gelingen, die Massen mitzureißen wie Angela Merkel oder Kurt Beck?
19:20 Uhr: Rhythmisches Klatschen. Stille.
19:22 Uhr: Eine Ankündigung. Jubel brandet auf. Barack Obama kommt und klatscht zurück.
19:24 Uhr: Er bedankt sich bei den Berlinern und den Deutschen. Die Leute jubeln. Er bedankt sich bei Merkel, Steinmeier, Wowereit, der Polizei und den Menschen.
19:26 Uhr: Barack Obama trägt eine himmelblaue Krawatte.
19:28 Uhr: Er erinnert an den gemeinsamen Kampf gegen die Kommunisten. Da kann nichts schief gehen! (Bloß nicht an die dummen Nazis erinnern, das gibt nur schlechte Laune …)
19:31 Uhr: Berlin ist überhaupt eine tolle Stadt. Captatio benevolentiae kann nie schaden. Die Wiedervereinigung beweist, dass die Menschheit alles erreichen kann oder so …
19:37 Uhr: Amerikaner und Europäer müssen wieder zusammenkommen. Überhaupt alle Menschen. Er will Mauern zwischen Christen, Muslimen und Juden niederreißen.
19:38 Uhr: Überhaupt alle Mauern.
19:40 Uhr: Wir sollen alle gemeinsam den internationalen Terrorismus gemeinsam bekämpfen. Jetzt geht’s um Afghanistan … Nachtigall, ick hör dir trapsen …
19:42 Uhr: Der Welthandel soll nicht wenigen, sondern allen zugute kommen. Schönes Ding. Lauter so schöne Sachen.
19:44 Uhr: Der Krieg im Irak soll zu einem Abschluss gebracht werden.
19:45 Uhr: Wir sollen unseren Kindern ihre Zukunft zurückgeben. Dabei hab ich sie ihnen doch gar nicht weggenommen! Moment mal, ich hab doch gar keine Kinder!
19:49 Uhr: Er liebt sein Land – trotz allem. Der hat’s ja auch gut: Er ist ja kein Deutscher.
19:50 Uhr: Jetzt soll irgendwie das Auge in der Zukunft sein und das Herz … irgendwo anders … jedenfalls … na, jetzt ist er ja auch fertig.
19:51 Uhr: Mittelmäßiger Beifall. Reamonn hatte bestimmt mehr. So sind sie, die Deutschen. Hände schütteln. Vereinzelte Sprechchöre: „Yes, we can!“
19:52 Uhr: Wir können resümieren: Barack Obama ist für das Gute und gegen das Böse. Er ist für die Zukunft und gegen den Kommunismus. Und wir brauchen mehr Deutsche in Afghanistan.
sehr schön! wenn ich von deinem live-blogging vorher gewusst hätte, dann hätte ich mir die fürchterlichen simultanübersetzungsversuche im öffentlich-rechtlichen schenken können.
klasse blog, nur im radio fiel dauernd das wort charisma, finde ich hier gar nicht…is auch egal, falls er präsident wird, wird er ein amerikanischer präsident und das heißt: Rüsten-Krieg führen oder in dallas cabrio fahren…yes, we must