Am Wochenende durfte ich wieder beim „Kabaretttreffen (drei t, wunderbar!) der Studiosi“ in Cottbus dabei sein. An dem Festival ist wirklich alles rundum schön, nur den Witz des Titels „EI(N)FÄLLE“ habe ich bis heute nicht verstanden. Vielleicht handelt es sich um Meta-Humor, vielleicht will man nach 14 Jahren auch einfach den einmal tradierten Namen nicht mehr ändern.
Normalerweise käme an dieser Stelle des Rückblicks erstmal ein lustiges Ereignis aus der Fahrt mit dem Regionalexpress, die diesmal aber ereignislos verlief. Ich könnte höchstens berichten, dass ich in dem wunderbaren Roman Mittelmäßiges Heimweh des wunderbaren Autors Wilhelm Genazino las, dem ich aber böse ward. Warum? Ich hatte vor einer Weile nämlich mal den Einfall, einen Witz darauf aufzubauen, dass jemand aus Versehen das Wort „Vollkornbrot“ als „Volkszornbrot“ liest – muss aber nun feststellen, dass Wilhelm Genazino eben dieses Wortspiel in seinem jüngsten Roman bereits verwendet hat. Man muss sich wirklich beeilen, bevor die Witze alle sind.
Ich war ein wenig melancholisch, weil es mir in Cottbus vorkam, als wäre ich erst vor zwei Wochen dort gewesen, obwohl mein erster Besuch beim Festival ja schon ein Jahr zurücklag. Es ist, glaube ich, eine unanfechtbare Erfahrung, dass sich mit den Lebensjahren das Leben beschleunigt. Obwohl ich kein eifriger Besucher von Kabaretts (Kabaretten?) bin, amüsierte ich mich wie schon im letzten Jahr sehr. Ich hege auch Bewunderung für Menschen, die ihre Texte auswendig lernen können (und wollen). Auf der Lesebühne müssen wir ja immer so tun, als wäre schon das Vorlesen eine Kunst. Nie gewöhnen werde ich mich aber an das scheußliche Kabarett-Ritual, nach dem bei musikalischen Darbietungen mitgeklatscht wird. Wer hat das bloß erfunden? Und hat derjenige vorher zu oft das Frühlingsfest der Volksmusik gesehen? Hervorheben möchte ich zuletzt noch die eher unkabarettistische virtuose „lustige Geräuschpantomime“ von „Paul und Willi„, die eine urkomische Wirkung entfaltete.
Am Sonntag Mittag fand der inzwischen auch traditionelle „Lesebühnen-Brunch“ in der Mensa der Cottbusser Universität statt. Udo, der immer die Autoren zusammenstellt, hatte diesmal Spider und mich ausgesucht. Was soll man sagen, es war schön. Ich wünschte, es gäbe mehr solcher Lesemöglichkeiten in der Zone den neuen Bundesländern unserer Heimat. Aber die sind sowieso schon spärlich. Und es geht wohl eher weiter abwärts. Cottbus zum Beispiel ist jetzt keine Großstadt mehr – vor einer Woche merkte man, es fehlen drei Leute zu den nötigen 100000 Einwohnern. Kann man nicht schnell ein paar Ehrenbürger ernennen? Putin wäre bestimmt bereit.
Ei(n)fälle, vielleicht wegen der Wasserfälle – Eifälle und der komischen optischen Assoziation.
Aber immer, wenn man nachdenken muss, hat der Witz ja leider schon verloren.