Die siebte Ausgabe des Feingeistmagazins vom Bischofsweg, wie immer herausgegeben von Torsten Israel und Michel Philip Nierste, ist jetzt in den Filialen der „Spätschicht“ erhältlich. Das Literaturmagazin enthält wie immer Lyrisches, Episches, Dramatisches und Essayistisches aus der Feder der Herausgeber, aber auch von anderen nicht minder talentierten Autoren wie zum Beispiel Udo Tiffert. Aber auch Royalisten sind wieder am „Trieb“ beteiligt, diesmal kann man Gedichte von Roman Israel und Stefan Seyfarth lesen. Das Heft ist seine 3 Euro zweifellos wert – ich jedenfalls habe sie gestern investiert, als ich bei Stefan im Spätshop schnell auf ein (recte: 4) Bier vorbeischaute.
Besonders erfreulich fand ich, dass Torsten Israel, der Spätshopmagnat und Herausgeber, sich endlich einmal seinen seelischen Verletzungen offen stellt und ein schweres Trauma verarbeitet hat, an dem ich leider nicht ganz unbeteiligt geblieben bin. Wie so oft war die Ursache eine Frau:
„die berühmte frau schwebt mit geländewagen ein und besetzt mit komplettem stab meinen kleinen laden in der alaunstraße. ich darf nicht mit ins bild – das ist verständlich, schließlich habe ich in mehrmonatiger knochen- und geldausgebearbeit nur den laden aufgebaut, kann aber mit dem charismatischen verkäufer, der mit telefonnummern weiblicher fans zugeschmissen wird, nicht mithalten. sein milchgesichtiger literaturfreund, der grundsätzlich immer nach dem kompletten gegenteil von arbeit aussieht – in schal und mantel gehüllt durchschreitet er mit sorgsam gewählten kopfdrehungen und schritten das künstlerviertel -, wird ebenfalls interviewt. gekonnt und präzise erläutert er das wesen seines wohnviertels „Fickpieschen“. ich sorge für kurze unterbrechungen und nehme mit verschwurbelten armen hinter dem filmteam das leergut einiger kunden an, verkaufe sechs hasseröder und drehe dabei noch mit meiner digitalkamera einen kleinen kurzfilm. das versteht die moderatorin nicht. ich dagegen verstehe die kleidung der moderatorin nicht – mit ihren langen weißen affenstiefeln bestätigt sie leider das modeklischee jeder handelsüblichen fernsehtussi, dabei hat sie doch so schöne augen, oder sind das nur die farbigen kontaktlinsen?“
Mithin lustiger als vormals anzuschauen ist das folgende Video (nicht im Bild: Torsten Israel):
ja, und nun ein jahr später, erleben wir, wohin es führt, wenn man den klein- und mittelstand, das eigentliche wirtschaftliche rückgrat eines landes (!) so behandelt… bleibt dem wahren protagonisten nur zu danken, daß er den sachverhalt dennoch nüchtern und ohne überflüssige emotionen darstellt, sich zum beispiel auch das nennen des preises vom schal des literarischen und pekuniär völlig sorgenfreien milchgesichts verkniffen hat, danke mittelstand.
Ich darf erwähnen, dass besagter Schal nicht nur gar keinen Preis hatte, sondern sogar unschätzbar ist, da es sich um ein Geschenk handelte.
Meinen gestrigen Ausflug in die „Spätschicht“ betrachte ich auch als Versuch der Rehabilitation, immerhin habe ich dem Laden einen Umsatz von 8,50€ beschert.
Den einzigen Hinweis auf eine bestimmte Aggressivität in dieser sachlichen Schilderung sehe ich in dem Umstand des Verkaufs von HASSeröder, eine wenn auch offensichtliche, durchaus qualitative Form des Understatements.
@micha, 8,50 sind ne menge holz, bei einer marge von 40 prozent und diese gedrittelt angelegt: ein drittel in den australischen rentenfond, ein drittel in kubanische zigarren und ein drittel derivate auf sich erholenden ölpreis, dann vor euro erst in japanische yen getauscht, macht vorsichtig geschätzt 54,90, wenn die opec mit der quote runtergeht 68,73, falls sich der immobilienmarkt in guatemala erholt 143,34… na! ist das was?
Oh man, was musste ich lachen bei der Schilderung des Literaturfreunds. Herrlich.