Kurz nach Mitternacht. Die Straßenbahn der Linie 13 befindet sich auf dem Weg nach Prohlis, dem Plattenbauquartier und sozialen Brennpunkt im Süden Dresdens. Drei einheimische Ghetto-Kids unterhalten sich lautstark über ihre Heimat, als folgender Satz fällt:
„Ey, Alter, weeßt du überhaupt, was „Prohlis“ off Lateinisch heeßt? — Abschaum, Alter, Abschaum.“
Wirklich wahr.
Etymologische Nachbemerkung: Prohlis, erstmals 1288 unter dem Namen Prolos erwähnt, verdankt seinen Namen dem altsorbischen Wort für Aue, Wiesen- oder Buschland: „prolog“.
Ich möchte es als Ironie der Sprachgeschichte bezeichnen, dass das erst in den siebziger Jahren urbanisierte Dörfchen durch einen merkwürdigen Zufall in die lexikalische Nähe des Proletariats (lat. „proletarius“ = Mitglied der untersten Gesellschaftsschicht) gelangte.
da möchte ich als prohliser, zumindest die hälfte meines lebens, doch noch anmerken, dass polis mindestens genauso nah wie proletarius liegt.