Hallo. Hier meldet sich der Gülz wieder zu Wort, um seine Meinung kundzutun.
Heute früh halb acht steig ich in die Straßenbahn
und ahne nichts schlimmes
und da kuck ich so zur Seite
und sehe die schöne Altstadtsilhouette links vorbeischweben
und ich freue mich, dass alles so schön romantisch ist
und plötzlich denk ich: nanu, was riecht denn hier so?
und da kuck ich mich um
und da frisst doch glatt so ein Fettsack, der auf zwei Sitzen sitzt statt auf einem, so einen komischen Döner in sich rein
und die ganze Bahn stinkt nach Knoblauch und Dönerfleisch, pfui Teufel.
Ja, ist denn das normal, frag ich euch jetzt, dass einer schon zum Frühstück Döner fressen muss?
In der einschlägigen Literatur wurde vor kurzem von Deutschland als der fettesten Nation auf dem Eurasischen Kontinent gesprochen.
Wir wollten es nicht wahrhaben. Aber jetzt ist also die Fettleibigkeit auch schon bei uns, in unserer schönen Heimat Dresden angekommen. Kuckt euch doch mal um! Das ist doch nicht mehr normal. Sogar ich habe in den letzten 5 Jahren zwei bis drei Kilo zugenommen. Seitdem habe ich mir eine strenge Diät auferlegt.
Und ich empfehle euch jetzt, das verdammt noch mal auch endlich zu tun, wenn ihr wollt, dass ich weiterhin mit euch verkehre!
Also: Esst mehr rote Bete statt Fleisch, mehr Wurzelgemüse statt Nudeln, mehr dicke Bohnen und Zwiebeln statt Chips. Und als Butter empfehle ich ein Gemisch aus Senf und Avocadopampe.
Liebe Einwohner der Stadt Dresden! Schließt euch mir an!
Ich bin der Gülz. Ich esse anders. Dafür steh ich mit meinem Namen.
Lieber Gülz,
du sprichst mir aus dem Herzen und in Anbetracht der kommenden Jahreszeit bleibt es uns auch nicht erspart die Augen zu verschließen vor diesen beleibten Menschen, die doch tatsächlich noch die Frechheit besitzen ihr Fleisch öffentlich zur Schau zu tragen. Sie sind überall und ihr Körper schreit förmlich danach: „Schaut her, ich habe den Schulsport verweigert“! Ich bin übrigens auch der Meinung, dass ab einem gewissen Umfang an Körpermasse ein Gesetz existieren sollte, diesen Leuten zu verbieten, sich mit zu engen Textilien in der Öffentlichkeit zu bewegen. Das würde uns wenigstens ersparen, wie bei einem Verkehrsunfall immer wieder hinschauen zu müssen.
Mahlzeit!
Liebe Conny,
ich mag es auch nicht, wenn nach einem Verkehsunfall dicke Menschen auf der Straße liegen bleiben und um Hilfe schreien. Dann gehe ich einfach weiter und versuche alles um mich herum zu vergessen.
Gülz (Dichter)