Vor zwei Tagen wurde der CDU-Politiker Stanislaw Tillich zum neuen sächsischen Ministerpräsidenten gewählt und erhielt – bis auf eine – alle Stimmen der Koalitionsfraktionen von CDU und SPD.
Durch die Online-Medien der ganzen Republik aber jagte die Meldung eines neuen „Skandals“ im sächsischen Landtag: Nachdem der NPD-Kandidat Johannes Müller drei Stimmen mehr bekommen hatte als die NPD-Fraktion Mitglieder zählt, fühlte sich zuerst SPIEGEL ONLINE an die letzte Ministerpräsidenten-Wahl in Dresden erinnert, bei der NPD-Kandidat Uwe Leichsenring (inzwischen wohnhaft in Walhalla) zwei Stimmen aus anderen Fraktionen erhalten hatte. Wie Stefan Niggemeier zuerst bemerkt und dokumentiert hat, verbreitete sich nun ausgehend von diesem „Leitmedium“ des Qualitätsjournalismus eine Epidemie immer gleicher Meldungen über einen angeblichen „Eklat“ im sächsischen Landtag, die fast alle Online-Medien infizierte. Am schönsten mal wieder die großartige „taz“ mit ihrer Schlagzeile „Pseudo-Demokraten stimmen für NPD“. Es ist doch immer schön, wenn man seine Vorurteile bestätigt bekommt.
Dabei ist die Erklärung für die drei zusätzlichen Stimmen recht nahe liegend – sitzen doch immer noch vier ehemalige NPD-Fraktionsmitglieder im Landtag. Dass sich die NPD selbst damit brüstet, angeblich „etablierte“ Stimmen erhalten zu haben, versteht sich wohl von selbst.