Von einem Blog wird ja doch gemeinhin erwartet, dass der Autor laufend einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht und den neugierigen Leser in den Backstageraum seines Lebens bittet. Ich scheue mich davor immer ein bisschen, will aber zum besinnlichen Jahresausklang mal eine Ausnahme machen. Schließlich gibt’s ja doch ein bisschen was zu berichten.
Einige werden mitbekommen haben, dass ich seit Januar 2009 eine Kolumne für die Sächsische Zeitung schreibe, genauer gesagt für das Wochenend-Magazin in der Rubrik „Unterhaltung“, im Volksmund auch „Witzseite“ genannt. Jede Woche ohne Pause und Ausrede einen 4000-zeichigen Text über irgendetwas zu verfassen, hat sich als unbedingt bewusstseinserweiternde Aufgabe herausgestellt – und das nicht nur, weil die Zahl der Irgendetwasse naturgemäß begrenzt ist. 54 Texte! Ich weiß selber nicht mehr, wo die hergekommen sein sollen. Schwieriger noch aber war es, sich auf ein Publikum einzustellen, das man nicht kennt und auch nie zu Gesicht bekommt. Wenn man sonst beinahe jeden Text, den man schreibt, gleich ein paar Tage drauf vorliest, ist das schon eine gewisse Umstellung. Immerhin: Obgleich ich vorher gewarnt ward, dass nie, wirklich nie jemand schreibt, weil es ihm gefallen hat, habe ich doch ein paar positive E-Mails bekommen. Noch mehr freut sich der Autor natürlich über das persönliche Feedback, das er von vielen verschiedenen Leuten erhielt, die zum Teil sogar nicht bestochen waren. Dass bei einem Text pro Woche nicht alles gelungen sein konnte, versteht sich bei meinen beschränkten Mitteln von selbst. Mein besonderer Dank sei an dieser Stelle für die sehr nette Zusammenarbeit ausgesprochen an den Redakteur Marcus Krämer und die Illustratorin Dorina Tessmann.
Wenn es eine negative Folge meines Tuns gab, dann hat sie leider diesen Blog hier betroffen, den ich mangels Materialüberschuss seltener beliefern konnte. Und wenn, dann meist mit den langweiligen Sachen (Politik), die für die Kolumne nicht zu gebrauchen waren. Vielleicht sind daher einige Leser dieses Blogs zu dem Eindruck gelangt, ich würde mich nur noch für Politik und Hochkultur interessieren. Dem ist nicht so! Ich beschäftige mich nach wie vor auch mit anderen Fragen, zum Beispiel mit der, warum man beim Scheißen immer instinktiv die Brille absetzt.
Über unsere Lesebühne Sax Royal muss ich wohl keine weiteren Worte verlieren. Es macht jedes Jahr mehr Spaß mit Julius, Max, Roman und Stefan zu lesen, die ich daher an dieser ein wenig sentimentalen Stelle noch einmal verbal an meinen Busen drücken möchte. Mein Dank geht natürlich auch an Leif, Axel und das ganze Team der Scheune. Ich vibriere vor Vorfreude, wenn ich an unseren fünften Geburtstag am 14. Januar und an – tata – unser im Frühjahr bei Voland & Quist erscheinendes Buch „Sax Royal. Eine Lesebühne rechnet ab“ denke.
Jetzt brauch ich mal Urlaub.