Gestern Abend las einer meiner großen Favoriten im Dresdner Literaturbüro: Peter Stamm. Er ist einer der wenigen Autoren, die mich so begeistert haben, dass ich alle seine Romane (Agnes, Ungefähre Landschaft) und Erzählungen (Blitzeis, In fremden Gärten) gekauft und gelesen habe – abgesehen von seinem neuesten Roman mit dem Titel An einem Tag wie diesem. Es fehlte schlicht die Zeit – fragt mich nicht, wann ich zum letzten Mal ein Buch gelesen habe, das nichts mit Arbeit oder Studium zu tun hatte … Es ist die Geschichte eines Schweizer Lehrers in Paris, der vor einer vielleicht fatalen Diagnose flieht und sich in die Heimat aufmacht, um nach seiner nie verwundenen Jugendliebe zu suchen …
Es ist schwer zu erklären, was Peter Stamms Bücher so faszinierend macht: Der lakonische Erzählstil, der nicht nur ohne Blumigkeit, sondern meist auch ohne Nebensätze auskommt? Die unspektakulären, aber spannenden Geschichten, die ohne aufdringliche Symbolik doch immer geheimnisvoll und offen bleiben? Oder schlicht und einfach die ausgesprochen anziehenden Frauen, die alle seine Texte bevölkern?
Peter Stamm ist nicht nur ein großartiger Autor, sondern auch ein hervorragender Vorleser. Weder die recht hemdsärmelige Moderation noch die obligatorischen Fragen der Dresdner Kulturrentner konnten seinem Charme und Witz ernsthaft gefährlich werden. Soll ich mich wieder mal darüber aufregen, dass sich selbst bei einem nicht nur großartigen, sondern auch ausgesprochen erfolgreichen Schriftsteller gerade mal 30 Leute zur Lesung verirrt haben? Inklusive einer halben Schulklasse? Ach nee, ich lästere hier ohnehin schon genug über Dresden …
Ich werd mich jetzt – koste es Zeit wie es wolle – an das Buch machen, um es endlich zu lesen. Tut es mir nach, ihr werdet nicht enttäuscht sein.
Leider konnte ich gestern nicht zur Lesung kommen, war aber von An einem Tag wie diesem auch sehr begeistert – danke für die Erinnerung, auch mal die anderen Bücher von ihm zu lesen!
Die Lesung war wirklich beeindruckend. Habe den Roman übrigens gerade zu Ende gelesen und finde mich sehr sentimental gestimmt. Ich bin eben doch ein Melancholiker …
Ich hoffe, wir sehn uns am Sonntag, Flo!