Satire!

In den letzten Tagen habe ich einige wirklich erfreuliche Stunden mit dem amerikanischen Satiriker Jon Stewart verbracht, den viele wahrscheinlich nur von seiner verunglückten Oscar-Moderation kennen werden, der aber seinen Ruhm der Daily Show verdankt, die seit einigen Jahren auf dem Sender Comedy Central läuft. Wer (wie ich) DSL sein eigen nennt, kann große Teile der Sendungen auch ohne das Teufelswerk eines Fernsehers im Netz anschauen.

Diese Sendung hat wohlgemerkt nichts, aber auch gar nichts mit den deutschen Versionen der „Fake News“ zu tun, die ihren „Humor“ daraus beziehen, dass sie jeden Bezug zur Politik ängstlichst meiden und auf Witze über Angela Merkels Frisur ausweichen. Aber auch mit gewöhnlichen Late-Night-Shows ist das Programm nicht wirklich zu vergleichen, denn es ist eine mit Haut und Haar politische Sendung, verpackt in ein satirisches Format und präsentiert von einem begnadeten Stand-Up-Comedien. Der gute Harald Schmidt sieht dagegen – horribile dictu – wirklich recht alt aus.

Die Sendung widerlegt auch all jene, die in den USA ein gleich geschaltetes Imperium bigotter Rednecks sehen wollen: Hier wird radikale Aufklärung im besten Sinne betrieben, zugegebenermaßen für eine liberale Minderheit, aber keine verschwindende. Und noch etwas fällt auf: die uns bei weitem überlegene demokratische Debattenkultur der angloamerikanischen Tradition. (Wer’s nicht glauben will, kann auch gern mal Sitzungen des englischen Unterhauses mit dem Deutschen Bundestag vergleichen.) Konservative Politiker wie John McCain (!), John Bolton (!!) oder John Ashcroft (!!!) kommen freiwillig, und lassen sich von Jon Stewart Fragen stellen, für die Sabine Christiansen vom ARD-Rundfunkrat zum Frühstücksfernsehen strafversetzt würde. Natürlich lassen sich die zwei Kulturen nicht vergleichen: Der politischen Debatte in Deutschland fehlt einfach der existenzielle Ernst, den die amerikanische notwendigerweise hat. Todesstrafe, Krieg und Armut sind nun mal andere Themen als Dosenpfand, Pflegeversicherung und Rechtschreibreform. Die Fronten sind unvergleichlich schärfer: Ein liberaler Kommentator muss sich gegen reaktionäre Konkurrenten zur Wehr setzen, die Regierungskritiker wegen Hochverrats in die Gaskammer schicken wollen oder schwarze Basketballerinnen als „kraushaarige Nutten“ bezeichnen. In Deutschland erstickt dagegen die allgegenwärtige Political Correctness solche Diskussionen (auch solche Gedanken?) schon im Ansatz. Ob man das gut oder schlecht finden soll? Offen gestanden, aus humoristischen Gründen …

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