Bericht aus Bergen

Bergen liegt zwar tatsächlich hinter sieben eben solchen, aber keineswegs hinter dem Mond: Die zweitgrößte Stadt Norwegens ist eine schicke und betriebsame City, die vor Touristen und Studenten überquillt. Sie hat etwa die Größe von Chemnitz, ansonsten kann man sie sich allerdings am besten als genaues Gegenteil dieser mittelsächsischen Metropole vorstellen. In der letzten Woche hatte ich Gelegenheit, Bergen zu besuchen. Mein alter Schulfreund Robert, der im Gegensatz zu mir etwas Vernünftiges studiert hat, arbeitet mittlerweile in einem Architekturbüro der Hafenstadt.

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Einen Urlaub in Norwegen kann ich hier guten Gewissens nur Menschen empfehlen, die ihren Frieden mit dem Kapitalismus geschlossen haben. Das Land ist dank seiner Öl- und Gasvorräte zu einigem Reichtum gekommen – so debattiert man etwa im laufenden Kommunalwahlkampf vor allem darum, wie das überschüssige Geld verteilt werden soll. Wie in wohlhabenden Ländern üblich, sind die Menschen auf den Straßen gut gelaunt, freundlich und immer ein wenig in Eile, weil sie mit der Übererfüllung des hedonistischen Plansolls vollauf beschäftigt sind. Die Preise aber halten mit der Erhöhung des Lebensstandards locker mit: So muss man etwa für die Fahrt mit dem Flybussen vom Airport in die Stadt schon mal 75 Kronen berappen. Das sind 10 Euro. Ein mittelgroßer Einkauf schlägt schon mal mit 50 € zu Buche. Woran besonders der Alkohol (dank strikter Gesetzgebung und hoher Steuern) einen nicht unmaßgeblichen Anteil hat. Ein halber Liter Bier kostet 2,50 € – im Supermarkt.

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Atem beraubend ist die Natur in den Bergen Norwegens. Wenn es regnet (und es regnet eigentlich immer), dann verwandeln sich die Wälder in Zauberlandschaften aus einer anderen Welt. Man streift durch einen Vorhang aus Nebel und Niesel. Überall tropft und plätschert und rauscht es. Durch die grünen Gräser, Farne und Büsche huschen kichernd Trolle. Und aus Felsspalten schießen plötzlich Wasserfälle die Berge hinab, ergießen sich in die dunklen, unabsehbar verschlungenen Fjorde, die diese zerklüftete Landschaft durchziehen. Käme nicht im unpassendsten Moment immer ein Jogger den Weg entlang geschnauft, man möchte sanft auf dem Moos entschlummern.

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