Eine literarische Woche

Keine schlechte Woche war das.

Am Dienstag durfte ich den Dresdner Uni Slam moderieren, während in der ganzen Stadt ein Höhepunkt den anderen übertrumpfte. Kein Abend kann besser zeigen, wie falsch diejenigen liegen, die glauben, es gäbe im Bereich der Kultur eine Kampf um wenige Zuschauer und deswegen eifersüchtig sogenannte Konkurrenten beäugen: Uni Slam im Klub Neue Mensa, Zärtlichkeiten mit Freunden im Breschke & Schuch, Olaf Schubert in der Schauburg, Martin Sonneborn in der Scheune, Marc-Uwe Kling im Theater Wechselbad – alle gleichzeitigen Veranstaltungen waren voll bis sehr voll bis übervoll. Es kommt eben nur darauf an, die Leute vom Fernseher wegzulocken. Je mehr Veranstaltungen, desto besser.

Am Mittwoch hatte Romans neues Buch Rätsel von der Ankunft des Nachmittags in der Galerie Treibhaus Premiere. Schade, dass mit dieser Galerie demnächst ein weiterer der wenigen Orte verschwindet, in denen literarisches Leben im sogenannten Szeneviertel stattfand. Damit Roman sein eigenes Buch nicht über Gebühr anpreisen muss, möchte ich das hier übernehmen: Jeder, der Romans Gedichte mag, muss dieses Buch kaufen, denn es enthält nicht zuletzt all seine großen Erfolge, seine Klassiker, seine Greatest Hits – kurz: all jene lyrischen Sprechtexte, an die sich jeder erinnert, der sie auch bloß einmal aus Romans Mund vernahm. Das wieder von Inga Israel illustrierte Buch ist wie die früheren bei DaWanda erhältlich.

Am Donnerstag fuhr ich (stehend, danke polnische Schulklasse!) im Regionalexpress nach Görlitz, wo im Theater Apollo die zweite Ausgabe der neuen Görlitzer Lesebühne GRubenhund über die Bühne ging. Wie gewöhnlich ging ich davon aus, dass niemand kommen würde, dann aber stellte sich heraus, dass wir die Zuschauerzahl bei der zweiten Ausgabe schon verdoppeln konnten. Erfreulich viele junge Leute waren da, um Udo Tiffert, Andreas Vent-Schmidt und mich zu hören. Bevor die Regionalbahn mich wieder nach Hause brachte, war noch genügend Zeit, um in einem Irish Pub ein tschechisches Bier zu trinken und eine Bockwurst zu essen.

Und am gestrigen Freitag wagten Roman und ich dann das Experiment, als Lesende den fremden Loschwitzer Boden zu betreten. Möglich gemacht hatte dies eine freundliche Einladung des Kulturhauses Loschwitz, dem an dieser Stelle noch einmal gedankt sei. Auch hier fanden sich überraschend viele Interessenten ein, erfreulicherweise viele, die den Weg in die Scheune wohl selten finden, weil man da bekanntlich am Eingang immer über drogenabhängige Punker steigen muss. Jedenfalls lohnt es sich, und dies sei die Moral zum Schluss, sich mal in fremdes Territorium zu wagen, als Schreibender wie als Hörender.

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