Spätestens seit dem Bachmann-Preis diesen Jahres hat auch das letzte Feuilleton dieses Landes erkannt, das Jochen Schmidt ein unschätzbares Juwel der deutschen Gegenwartsliteratur ist. Auf jeden Fall besser als so ziemlich alles, was sich in Klagenfurt 2007 abgemüht hat, selbst, wenn er keinen der Preise abgesahnt hat. Er vermochte es bis jetzt immer, mir ein wohliges Schmunzeln oder wissende Grübchen um den Munde zu zaubern, wenn ich ihn las oder lesen sah. Deswegen nutzte ich einen Büchergutschein von Büchers Best (einem wohlgeordneten, wunderbaren Buchladen für Neues und Antiquarisches auf der Dresdner Louisenstraße) um seine aktuelle Geschichtensammlung „Meine wichtigsten Körperfunktionen“ für mich zu sichern, um meinem Bücherschrank eine weitere Liebkosung angedeihen zu lassen.Das einzige Problem an diesem Buch fällt gleich ins Auge. Der Umschlag. Wer auch immer auf die Idee kam, die Klappentextklappen nach außen zu klappen und somit zum Umschlag zu machen, kriegt vielleicht den Preis für Originalität irgendeiner Germanistenkommision aber gleichzeitig auch die rote Laterne in Sachen Zweckmäßigkeit. Wenn ich dieses Buch in mein Regal stelle (sollte es nicht den Rest meines Lebens auf dem Nachtschränkchen liegen bleiben, damit ich jeden Abend ein paar Minuten Seligkeit in ihm finde) und es dann vergesse und sollte ich dann irgendwann ein Buch daneben klemmen wollen, die Erinnerungen Helmut Schmidts bspw. wird der Umschlag zerknicken. Furchtbare Vorstellung. Und man zahlt für das selbe Buch also statt der üblichen 10 Euro Paperback wegen der aufwändigen Umschlaggestaltung 6 oder 7 Euro mehr. Vielleicht ist es eine Parabel für die Öffnung des Autors, das Extrovertieren des Innenlebens, wer weiß schon, was in den Köpfen von Buchllustratoren vorgeht?
Trotzdem würde ich für ein Buch von Jochen Schmidt jederzeit 16 Euro ausgeben, klar.
In seinen Geschichten geht es natürlich nicht um angeschwollene Schilddrüsen oder darum, dass seine Medula Oblongata Pfötchen geben kann, sondern vielmehr darum, wie manche Eigenschaft, die wir gemeinhin als positiv beschreiben, plötzlich umschlägt ins absurd Überhöhte, während manch schlechte Eigenschaft sich plötzlich als gut entpuppt. Auch nur eine seiner raffinierten Geschichten hier skizzieren zu wollen, würde sich als unnütz erweisen, da sie selbst nur Skizzen sind, allerdings vollendete Skizzen, so leicht zu lesen, naiv und weise, witzig, voll unerwarteter Pointen. Manchmal erinnert er mich an die Grotesken der russischen Avantgardisten, im speziellen Daniil Charms. Lesen? Lesen!